Kultur
Bei Regen ist alles weniger schön anzusehen. Selbst Venedig erscheint dann nicht besonders attraktiv. Der Vorteil ist, dass das Wetter einen dann zwingt, zur Abwechslung doch einmal das kulturelle Angebot zu nutzen.
Überdachte Kultur ist bei Regenwetter eine gute Alternative. Besonders, wenn man auf dem Campingplatz einen Wohnwagen gemietet hat, wo einen die Schnecken gern im Badezimmer besuchen. Und auch
schon mal ins Schlafzimmer ausweichen, wenn ihnen das Bad zu feucht wird.
Also jeden Tag ein bisschen Kultur. An erster Stelle selbstverständlich Esskultur. Da der Regen anhielt, wollten wir eine Kirche besichtigen. Für uns war das ein Primeur. So etwas machen wir
eigentlich nie, deswegen wählten wir nicht irgendeine Kirche, sondern gleich die Basilica di San Marco.
Schnell stellte sich heraus, dass diese Wahl bei dem Wetter nicht die schlaueste war. Wir mussten natürlich ewig in der Warteschlange stehen, um hereingelassen zu werden. Da standen wir mit
unseren Schirmen im strömenden Regen und fröstelten.
Als wir nach einer Dreiviertelstunde an der Reihe waren, wurden wir wieder weggeschickt. Unsere Taschen waren wohl zu groß. Die sollten wir abgeben.
»Va bene. Und wo?«
Der Portier erklärte uns den Weg zum Depot. Das befand sich nicht etwa im Vorraum der Kirche oder gleich um die Ecke – nein, wir mussten irgendwo in eine Seitenstraße.
Es war zwar nicht allzu weit, aber es reichte aus, um auf dem Rückweg klatschnass zu werden, denn die Schirme hatten wir zusammen mit den Taschen abgegeben, sonst wären wir bestimmt deswegen noch
einmal zurückgeschickt worden.
Unsere Befürchtung, uns wieder hinten in der Schlange anstellen zu müssen, bestätigte sich glücklicherweise nicht. Da wir aus der Richtung des Depots kamen, wurden wir vorgelassen. Gut zu wissen:
Nächstes Mal kommen wir gleich von links. So ersparen wir uns das Anstehen. Wenn sie uns abwimmeln wollen, sagen wir einfach, wir kämen vom Depot. Es stellt sich allerdings die Frage: Wollen wir
überhaupt noch mal in den Markusdom?
Obwohl es amüsant war. Die nass geregneten Leute mussten drinnen erneut warten, denn es führt nur eine sehr schmale Treppe hinauf. Unten in der Vorhalle konnte man schon einmal die Gelegenheit
nutzen und die goldenen Deckenverzierungen bewundern. Genügend Zeit hatte man, denn von dort ging es nur in Zeitlupe weiter. Leider auch auf der Treppe. Die Besucher, die herunter kamen, mussten
sich an uns vorbeizwängen. Warum dauerte das nur so lange?
Das klärte sich oben sofort auf. Dort ist die Kasse, und das kann dauern. Die Familie vor uns weigerte sich zum Beispiel zu bezahlen. Sie wollte angeblich nur einen Blick nach unten in die Kirche werfen und die Sprecherin der Familie betonte immer wieder:
»Wir kommen nicht wegen der Cavalli.«
»Signora, weswegen Sie kommen, spielt keine Rolle. Alle müssen bezahlen.«
»Die kommen alle wegen der Pferde, aber wir gucken da nicht hin. Versprochen!«
Dabei formte sie ihre Hand zur Scheuklappe an einer Seite ihres Gesichts und garantierte, dass sich alle Familienmitglieder daran halten würden.
Sie wurde gebeten, entweder zu bezahlen oder wieder zu gehen, denn sie würde den Betrieb aufhalten. In dem Moment versuchte sie vorzupreschen, um wenigstens einen Blick zu erhaschen. Notfalls
ausschließlich von den Pferden. Aber dann griff ein Sicherheitsmann ein, schickte die Familie weg und wir waren endlich an der Reihe.