Leseprobe aus Dolce far niente

Verbote


Bei jeder Frau in Minirock vermuteten wir, dass es sich um eine Einwohnerin von Castellammare di Stabia handelte, die froh war, dieses Kleidungsstück wenigstens außerhalb ihrer Stadt tragen zu dürfen. Denn der konservative Bürgermeister von Castellammare hatte schon im Winter angekündigt, dass er dem moralischen Verfall mit dem Verbot der Miniröcke entgegenwirken wolle. Ob das auch in die Tat umgesetzt worden ist, wissen wir eigentlich nicht, aber, als wir durch Castellammare liefen, fühlte ich mich in meiner kurzen Jeans nicht ganz wohl.


Manchmal gibt es wirklich merkwürdige Verbote, zum Beispiel im Verkehr. So darf man bei einer einspurigen Autobahnausfahrt nicht überholen. Jedenfalls stehen da Überholverbotsschilder! Und auf Sizilien, entlang der kurvigen Bergstraßen, sieht man überall Verkehrsschilder: ›In caso di nebbia 50‹. Bei Nebel 50? Also wir fahren in den Kurven dort nicht mal 40. Ohne Nebel wohlgemerkt!

 

Ganz anders als bei dem dicken SUV, der mitten im Kreisverkehr parkte. Mit dem war der eine Polizist bestimmt zwanzig Minuten beschäftigt. Als der Fahrer sich endlich blicken ließ, schlug der Polizist jedoch die Augen nieder, steckte schnell Block und Stift weg, zog sich diskret zurück und stieg zu seinem Kollegen ins Polizeiauto. Sie fuhren weg, als ob sie diesen SUV überhaupt nicht gesehen hätten. Offenbar hatten sie den Mann erkannt, nur sein Auto nicht.

 

So erging es auch dem Autofahrer, der dem SUV ausweichen musste, als dieser völlig rücksichtslos ausparkte. Der Mann war so aufgebracht, dass er bis zur Taille aus dem Fenster hing, den SUV verwünschte und ihm drohte … bis er den Fahrer erkannte. Schlagartig gingen seine Drohgebärden in zuckersüßes Grüßen über.

 

Der SUV-Fahrer war offenbar eine wichtige Persönlichkeit mit neuem Wagen.